Öffentliche VSG Klausurtagung vom 21.01.2023 in der Orangerie Darmstadt

Strategische Neuausrichtung des VSG Darmstadt 1949 e.V.

Aufgeben ist keine Option!

Wie viele Organisationen kämpft auch der VSG Darmstadt in diesen turbulenten Zeiten um den Erhalt seiner Werte und aktuell auch um seine Existenz.

Anders als ein Individuum ist unser gemeinnütziger und ehrenamtlich geführter Sport- und Sozialverein nur bedingt aus sich heraus in der Lage seine Existenz zu sichern. Sein Verhalten ist intern und extern oft fremdbestimmt und von vielen systemischen Zusammenhängen gesteuert.

Für den Behinderten- und Rehabilitationssport in Darmstadt ist der VSG eine tragende Säule. Als ältester und leistungsstärkster Anbieter dieser Sportarten in Darmstadt sind wir für viele Menschen, zum Teil seit Jahrzehnten, ein wichtiger Bestandteil der persönlichen Lebensqualität.

Als Leistungserbringer im Rehabilitationssport sind wir darüber hinaus auch in der Verantwortung gegenüber der Ärzteschaft und den Krankenkassen. Als 'Hilfe zur Selbsthilfe' haben Menschen mit einer chronischen Erkrankung einen gesetzlichen Anspruch auf diese Leistung. Wie bei allen Heilmitteln fällt erst im Bedarfsfall auf, wenn es nicht verfügbar ist.

Trotz großer Anstrengungen auf vielen Ebenen ist das Thema Inklusion immer noch aktuell und braucht Vereine wie uns, die es immer wieder ansprechen und Lösungen anbieten. Und selbst, wenn alle Menschen mit einer Behinderung zusammen mit Menschen ohne Behinderung Sport machen könnten, gibt es weiter den Wunsch selbstbestimmt Sport mit Gleichgesinnten praktizieren zu können.

Darum sehen wir uns in der Verantwortung im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung mit all den Personen, Institutionen und Organisationen an unserer Zukunft zusammen zu arbeiten, mit denen wir organisatorisch oder strukturell verbunden sind.

Ziel der Klausurtagung

Die letzten Jahre der Pandemie und der seit Jahren anhaltende gesellschaftliche Wandel stellen den VSG Darmstadt vor eine Vielzahl von Herausforderungen:

  • Sinkende Mitgliederzahlen
  • Schwindende Vereinsangebote
  • Fehlende Räume, Übungsleitungen und Ärzte
  • Ehrenamtliche Mitarbeit
  • Fehlende Öffentlichkeitsarbeit
  • Scheidender Vorsitzender

Der Vorstand hat an diesem Tag gemeinsam mit den Mitgliedern des Vereins, den Teilnehmenden am Rehabilitationssport und der Öffentlichkeit nach Lösungen und Perspektiven gescht, um die Arbeit des Vereins nachhaltig zu sichern.

„Sage es mir, und ich vergesse es;
zeige es mir, und ich werde mich erinnern;
laß es mich tun, und ich behalte es.“

Konfuzius

Das Ziel der Klausurtagung war es, im Rahmen der von Christian Zink fachlich moderierten Zukunftswerkstatt die Teilnehmenden in einer kreativen Workshopatmosphäre die gegenseitigen Abhängigkeiten erkennen zu lassen und mögliche Lösungen für ein Weiterbestehen der Vereinsziele des VSG Darmstadt zu erarbeiten. Dieses Ziel wurde erreicht.

Darüber hinaus sollte die Motivation zum Benennen und Erreichen gemeinsamer Ziele geweckt werden. Das wiederrum wurde nicht erreicht.

Öffentliche Einladung

Um dieses Ziel zu erreichen, benötigt der Verein Unterstützung von außen.

Dabei geht es nicht um finanzielle Mittel. Für diese gibt es Fördermittel oder projektbezogene Spenden. Es geht um die Unterstützung der Vereinsziele und die Wahrnehmung der Arbeit des VSG Darmstadt als 'Systemrelevante Organisation' im Rehabilitations- und Behindertensport und der gelebten Inklusion im Sport in Darmstadt.

Aus diesem Grund haben wir neben unseren Mitgliedern und den Teilnehmenden am Rehabilitationssport auch die Öffentlichkeit eingeladen, um mit uns zusammen Lösungen für die anstehenden Herausforderungen zu finden.

An der Zukunftswerkstatt haben zeitweise fast 50 Personen aus diesen Bereichen mitgearbeitet:

  • Menschen mit einer chronischen Erkrankung und deren Angehörige
  • Menschen mit einer Behinderung und deren Angehörige
  • Interessierte Personen aus Politik, Wirtschaft und Bevölkerung, die den VSG Darmstadt beim Erreichen seiner Vereinsziele unterstützen wollen
  • Ärztinnen und Ärzte, die Rehabilitationssport verordnen oder verordnen möchten
  • Vertreter*innen aus Sportvereinen und -verbänden, die den Behinderten- und Rehabilitationssport fördern oder fördern wollen

Aufgrund der winterlichen Wetterverhältnisse am Tag der Veranstaltung konnten leider einige Personen mit Einschränkungen nicht teilnehmen.

Protokoll der öffentlichen Klausurtagung

Impulsvortrag - Aufgeben ist keine Option

Zur Einführung in die Klausurtagung erläuterte der Vorsitzende der VSG Darmstadt, Wolfgang Scharf, anhand seiner Präsentation den Ablauf des Tages, die Mission und Vision des VSG Darmstadt, die Entwicklung der Mitgliederzahlen sowie Hintergründe zur Organisation und der finanziellen Situation des Vereins.

Nach einer Darstellung der eigenen Vereinsangebote erläuterte er anhand einer Statistik aus den Daten des Darmstädter Sportberichts, der Vereinssuche des Sportkreis Darmstadt/Dieburg und der Vereinssuche des HBRS über die Angebote im Behinderten- und Rehabilitationssport in Darmstadt die schon heute vorhandenen Defizite in diesem Bereich.

Eine Grafik, in der die Aspekte der Vereinsentwicklung des Vereins als Zahnradmodell dargestellt sind, verdeutlicht die Abhängigkeiten und die damit verbundenen Herausforderungen.

Seine Kernaussagen ist, dass der VSG Darmstadt mit seinen Angeboten systemrelevant ist und es in Darmstadt ein Potential von 2.000 fehlenden Plätzen im Rehabilitationssport gibt. Eine Vereinsentwicklung des VSG Darmstadt kann nur geschehen, wenn alle im Modell dargestellten Aspekte der Vereinsentwicklung mobilisiert werden und ineinandergreifen.

Vortrag - Strategische Neuausrichtung des VSG Darmstadt 1949 e.V.

Um alle Anwesenden auf einen gleichen Stand zu bringen, skizziert Moderator und Coach Christian Zink den Status Quo im Kontext des demogrofischen Wandels.

Warum wir dringend handeln müssen?
Es wurde die Situation des VSG Darmstadt vor dem Hintergrund der Megatrends und den Trends, die den Sport massiv verändern, dargestellt.

Warum wird der VSG dringend gebraucht?
Der Anteil der über 60 Jährigen an der Gesamtbevölkerung in Deutschland verdoppelt sich bis 2060. Diese Entwicklung kann auch für darmstadt angenommen werden. Der VSG darmstadt ist hier für Angebote an diese Zielgruppe systemrelevant.

Was ist unser Auftrag heute?
Gemeinsam mit den Mitgliedern des Vereins, den Teilnehmenden am Rehabilitationssport und der Öffentlichkeit nach Lösungen und Perspektiven suchen, um die Arbeit des Vereins nachhaltig zu sichern.

Wie gehen wir das an?
Über eine Zukunftswerkstatt in 5 Phasen: 1. Vorbereitung / 2. Beschwerdephase / 3. Phantasiephase / 4. Verwirklichungsphase / 5. Zusammenfassung

Zukunftswerkstadt Phase 1 - Vorbereitung

Anhand von im Raum verteilten Fragen lernen sich die Teilnehmenden in Kleingruppen kennen.

"Was ist Dir heute schon passiert (Ärgerliches, Lustiges, etc.)?"
"Was ist Dein sportlicher Hintergrund?"
"Warum besuchst Du die Klausurtagung des VSG?"
"Welche Vorerfahrung hast Du mit der VSG bzw. dem Behinderten- und Rehabilitationssport?"
"Welche Erwartungen hast Du an die Klausurtagung heute?"

Zukunftswerkstadt Phase 2 - Beschwerdephase

Die Teilnehmenden haben sich in vier Gruppen mit der Frage beschäftigt „Was läuft heute nicht gut? (Kritik, Schwierigkeiten, Hindernisse, Befürchtungen, Ängste)"

Die Antworten wurden auf Karten geschrieben. Anschließend bekam jede Gruppe 10 Bewertungspunkte. Pro Karte konnten auch mehrfach Punkte vergeben werden.

Das Ergebnis führte zu folgender Priorisierung:

Fehlende Übungsleiter: 11 Punkte
Nachwuchs Ehrenamt: 9 Punkte
Räume fehlen: 7 Punkte
Vernetzung mit anderen Vereinen: 5 Punkte
Struktur des Vereins: 4 Punkte
Aus sich heraus existieren: 1 Punkt
Kommunikation des Vereins: 1 Punkt
Fehlende Außendarstellung: 1 Punkt
Finanzen: 1 Punkt

Die ersten drei Themenschwerpunkte wurden in die Phase 3 übernommen.

Zukunftswerkstadt Phase 3 – Phantasiephase

Die Teilnehmenden haben sich in vier neu gemischten Gruppen mit der Frage beschäftigt „Was wünsche ich mir? (Es wäre schön, wenn…, Wir können…, Alles ist jetzt möglich,z.B. …, Wenn wir im Lotto gewinnen würden…)“

Die Antworten wurden auf Karten geschrieben und sollten einen Bezug zu den ersten drei Punkten aus Phase 2 haben. Anschließend bekam jede Gruppe 10 Bewertungspunkte. Pro Karte konnten auch mehrfach Punkte vergeben werden.

Das Ergebnis sind diese Wünsche:

Feste (eigene) barrierefreie Räumlichkeiten: 9 Punkte
Ausreichendes Personal: 7 Punkte
Entlastung des Vorstands durch Festangestellte: 5 Punkte
Vereinsidentität/-selbstverständnis: 4 Punkte
Angemessene Entlohnung: 4 Punkte
Gute Öffentlichkeitsarbeit: 4 Punkte
Vernetzung / Kooperation mit anderen Vereinen: 3 Punkte
Inklusionssport: 1 Punkt
Gesundheitssport: 1 Punkt
Freistellung: 1 Punkt
Bürokratie abbauen: 1 Punkt

Die ersten drei Wünsche wurden in die Phase 4 übernommen.

Zukunftswerkstadt Phase 4 - Verwirklichungsphase

Die Teilnehmer haben sich im Plenum mit der Frage beschäftigt „Was machen wir konkret in der Praxis? (Welche Veränderung können wir sofort beginnen? Was sind die ersten Schritte?)“.

Die Antworten wurden in Bezug auf die ersten drei Themenschwerpunkte aus Phase 2 und und die Wünsche aus Phase 3 in der Gesamtgruppe diskutiert.

Das Ergebnis waren folgende nächsten Schritte:

  1. Die Stadtverwaltung wird zusammen mit den VSG Vertreten die Leerstände prüfen. Hierzu gibt es Übersichten und Listen, die geprüft werden.
  2. Der VSG wird im Vorstand eine Richtungsdebatte beginnen. Ziel ist es u.a. die Vereinsidentität und -selbstverständnis zu überprüfen und ggf. zu schärfen.
  3. Der VSG wird prüfen, ob Wolfgang Scharf als Betriebsleiter vom VSG angestellt werden kann.
  4. Der VSG beschließt im Vorstand im Vorfeld zur anstehenden Hauptversammlung im März eine Lösung für die Rücktrittsankündigung von Wolfgang Scharf als 1. Vorsitzenden.
  5. Der VSG entwickelt Stellenausschreibungen und veröffentlicht diese in unterschied-lichen Kanälen um Übungsleiter und Ehrenamtliche zu gewinnen.
  6. Der VSG wird über die Presse bekanntgeben, dass Personalbedarf besteht und davon die Zukunftsfähigkeit des Vereins abhängt.

Zukunftswerkstadt Phase 5 - Zusammenfassung

In der Zusammenfassung wurde noch mal deutlich gemacht, dass das Ergebnis der einzelnen Phasen immer die Ergebnisse der Gesamtgruppe waren.

Die Gesamtgruppe war jederzeit von der Anzahl her ausreichend gut besetzt und ausreichend gut durchmischt. Damit konnten die wichtigsten Aspekte der Beschwerdephase, der Phantasiephase und der Verwirklichungsphase berücksichtigt werden.

Das die im Impulsvortrag und der Einführung fokusierten Aspekte des demografischen Wandels und der fehlenden 2.000 Plätze im Rehabilitationssport sich in der Verwirklichungsphase nicht wiederfinden, ist dem Fokus der Zukunftswerkstatt auf die Aspekte geschuldet, die der Verein umzusetzen hat.

Welche Aufgaben und Herausforderunegn sich aus diesem Bedarf für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ergeben, ist an anderer Stelle zu klären.

Verabschiedung

Nach einem arbeitsintensieven Tag bedankte sich Wolfgang Scharf bei den Anwesenden für die konstruktiven Diskussionen, die Unterstützung und die Zeit, die dem Verein durch die Teilnahme geschenkt wurde.

Präsentationen

In einer PDF-Datei können Sie alle Folien der Veranstaltung herunter laden.

Bildergalerie

Impressionen der Gruppenarbeit in den einzelnen Phasen der Zukunftswerkstatt und Photoprotokoll der Pinwände.

Den Verein unterstützen

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Satzung

Unsere moderne Satzung als Sport- und Sozialverein wurde zuletzt auf der Jahreshauptversammlung am 12.06.2021 aktualisiert.

Im Anhang befindet sich auch die Beitragsordnung des Vereins und die Mitgliedsbeiträge.

Partner und Förderer des VSG Darmstadt